MORE MOUTH OF TIME

Mouth Of Time ist relativ »bunt«, ein patchwork, weil es Experimente vorstellt: einen Monk (s.u.); ein Lied, auf zwei Spuren gesungen; ein Stück mit »Fremd­körper« (Outlast); das Sopran gespielt wie eine Flöte, ohne Mund­stück (Arch Over); schließlich ein zwei­stimmiges Thema (Alt & Sopran) mit »Wechsel­gesang« auch in der Improvisation.

Pannonica: ein erster Versuch für eine gesamte Monk-CD: daher vorsichtig, eine Art Einstimmung, und eher traditionell, nachdem mich früher eher das vordergründig Innovative begeistert hatte. Außer­dem stößt das »Sanfte« nicht an den Celan.

Mouth Of Time: Paul Celan habe ich erst vor kurzem wiederentdeckt, nachdem ich mich mit ihm vor langer Zeit einmal intensiv beschäftigt hatte. Bizarrerweise in einem Bergsteigerbuch, wo er als Motto eines Kapitels herhalten mußte.
Ich habe wieder von vorne begonnen, mit Mohn und Gedächtnis und bin am Folgenden hängen­geblieben, oder eher umgekehrt: es blieb an mir hängen. Das Gedicht geht so:


Nachts, wenn das Pendel der Liebe schwingt
zwischen Immer und Nie,
stößt dein Wort zu den Monden des Herzens
und dein gewitterhaft blaues
Aug reicht der Erde den Himmel.

Aus fernem, aus traumgeschwärztem
Hain weht uns an das Verhauchte,
und das Versäumte geht um, groß wie die Schemen der Zukunft.

Was sich nun senkt und hebt,
gilt dem zuinnerst Vergrabnen:
blind wie der Blick, den wir tauschen,
küßt es die Zeit auf den Mund.



Eine in einem »weisen« Sinne versöhnliche Aus­einandersetzung mit der Vergangenheit? Das Vergra­bene küßt die Zeit auf den Mund: es weckt sie auf, aber welche Zärtlichkeit! So daß die Vorstellung, Zeit sei eine Illusion, nur einen Schritt entfernt scheint.
Die Skalen stossen an an das, was sie ansteuern, der Gestus aber bleibt weich.
Die Verdopplung der Stimmen war eigentlich nicht geplant. Das sind einfach zwei verschiedene takes. Als ich sie dann zufällig zusammen abgespielt habe, gefiel der Zusammenklang mir ganz gut.

The Clown: thematisiert das, was nicht zu sehen ist: die Melancholie hinter dem Spaß, der Lustigkeit; die Poesie des slapstick; und die harte Arbeit am Ausdruck: Was, wenn es nicht mehr lustig wirkt?
Ständig muß das, was spontan wirkt, erneut auf seine dramaturgische Funktionalität hin überprüft werden. Ein innerer Dialog entsteht (Sopran und Alt).

Arch Over: ins Gewölbe eintauchen. Es gibt kein Zwischenstück mehr, kein Hilfsmittel für den Atem. Er gelangt ohne Mundstück ins Innere des Instru­ments.

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