MORE RADIOPHON

ZU HÖRBEISPIEL 1

Die vorliegende Collage, die sich zusammensetzt aus über fünfzig Teilchen, ist bewußt konzipiert als Kom­pi­lation, als Fächer unverbindlicher Angebote. Die Geschichte biegt ab, kaum daß sie begonnen hat, und fährt in einer anderen Richtung weiter. Sie wird also nicht, wie bisher unter Avantgarde-Anspruch üblich, unterbrochen oder gar zerstört, son­dern nur umgelenkt. Der musikalische Bilder­wagen muß erneut anfahren, so daß die Produktion insgesamt einen Kreis oder eine Schleife be­schreibt, die an jeder beliebigen Stelle wie bei einem Karussell den Auf­sprung oder Einstieg ermöglicht. Zudem spekuliert sie auf das mehrfache Hören. Ich hoffe, daß ihre Rezep­tion mit der Wirkung eines songs vergleichbar ist, daß die Vielfalt der Bezüge sich sukzessive entschlüs­selt. Umgekehrt sollte das akustische Spielmaterial Bilder erzeugen, die auch ohne den sprachlichen Witz, der Englischkenntnisse voraus­setzt, stimmig wirken.
Der Titel Der Guckkasten stellt den Bezug zur visuellen Wahrnehmung her. Da die Bilder, die die Collage hervorruft, sehr schnell wechseln, geht es um ihre perspektivisch richtige Entfernung. Das sind die Nahtstellen der Blenden und Schnitte, die in ihrer Wirkung oftmals der Vergrößerungslinse des Guck­kastens vergleichbar sind.

(aus Text für Radiophon-Sondersendung im Juli 1991)


ZU HÖRBEISPIEL 2

...Das Bass-Medley startete mit Charles Mingus und arbeitete sich dann immer weiter in der Geschichte voran: Beteiligt waren Jimmy Garrison, Cecil Mc Bee, Charlie Haden, Dave Holland, Ron Carter, Eddie Gomez, Barre Phillips, Marc Johnson, Niels-Henning Oersted Pedersen, Peter Kowald, und ein Cello, gespielt von Keiki Midorikawa. Der Zug fuhr dann ab mit Berele´s Sherele, einer der Bearbei­tungen Don Byrons von den Bearbeitungen Mickey Katz´s...

(aus der Absage für den 13/9/94)


ZU HÖRBEISPIEL 3

...Depuis le temps que c´est promis nous irons tous au paradis. Seit es uns versprochen worden ist, sind wir alle auf dem Weg ins Paradies. Obwohl der Titel eher nach PVC oder einem chemischen Reinigungs­mittel klingt: OLV 26. Und die Gruppe heißt Stereolab. Die dann folgende eigens für die Sen­dung produzierte Collage mit dem Nachwuchs­talent Lou, acht Wochen alt, ist gerade schon einmal gelaufen, wenn sie be­ginnt. Sie mündet ins Hafen­konzert, das sind Klänge von den Hamburger Landungsbrücken...

(aus der Absage für den 21/5/95)